Die rote Pest aus grüner Sicht

Impatiens glandulifera Bluete
Indisches Springkraut (Impatiens glandulifera)

So der Titel eines Buchs von Volkmar Weiss im Leopold Stocker Verlag. Untertitel: Springkräuter – von Imkern geschätzt, von Naturschützern bekämpft. Das muss ich lesen. Tatsächlich finde ich in diesem Werk eine Fülle von sehr gut untermauerten Argumenten, die für mehr Gelassenheit im Umgang mit den eingeschleppten, als invasive Neophyten nicht nur titulierten, sondern vehement bekämpften Springkräutern werben. Gerade beginnt das Indische Springkraut zu blühen, schon rufen viele Umweltschutzverbände zum „Kampf gegen Fremdländische Unkräuter“ auf…

Impatiens parviflora
Kleines Springkraut (Impatiens parviflora)

Was erfahre ich beispielsweise übers Kleine Springkraut (Impatiens parviflora), das angeblich den Fortbestand vom heimischen Rührmichnichtan (Impatiens noli-tangere) bedroht? „Vom heutigen Kenntnisstand aus läßt sich mit Sicherheit sagen: Die befürchtete Verdrängung von I. noli-tangere durch I. parviflora hat nicht stattgefunden und wird auch in Zukunft nicht stattfinden.“ Sehr beruhigend! Also braucht keiner mehr zu schimpfen und zu lästern, wenn er demnächst das Kleine Springkraut im Wald blühen sieht.

Impatiens noli-tangere
Rührmichnichtan (Impatiens noli-tangere)

Und übers noch viel mehr gehasste Indische Springkraut (Impatiens glandulifera) ist zu lesen: „Gelassen reagieren die Forstleute auf die Zeter- und Mordiorufe der Ökofanatiker, die den deutschen Wald durch das Springkraut bedroht sehen.“ 2009 berichten Fachleute in der Zeitschrift der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Landwirtschaft „Unkraut vergeht doch. Indisches Springkraut scheitert an Durchsetzungskraft heimischer Waldbäume“. Na also!

Wer immer wieder den Springkräutern begegnet, sollte sich erst einmal schlau über sie machen, bevor er dabei über sie lästert. Das Buch „Die rote Pest aus grüner Sicht“ öffnet einem die Augen. Der Autor erklärt ausführlich, wie wertvoll Springkräuter als Bienen- und Hummelnahrung sind – und dabei entgegen viel geäußerter Meinung die Insekten eben nicht von den heimischen Pflanzen fortlocken. Schade nur, dass sich im Buch keinerlei Verwertungsmöglichkeiten oder Nutzungshinweise zu Springkräutern finden. Wer weiß, wie gut ein Gelee aus Blüten schmeckt oder die Samen munden, der freut sich über jede Pflanze. Und schon ist’s vorbei mit aller Gehässigkeit und übereifrigen Ausrottungsversuchen.

Weiss Die rote Pest aus grüner SichtVolkmar Weiss: Die rote Pest aus grüner Sicht. Leopold Stocker Verlag 2015. ISBN 978-3-7020-1506-0. 160 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen, 14,8 x 21 cm, brosch. Preis: € 19,90

 

4 Gedanken zu „Die rote Pest aus grüner Sicht“

  1. Wenn ich doch blooooooß eine Bibliothek in der Nähe hätte, über die ich solche Bücher mal bestellen könnte und lesen. Frau kann ja nicht alle Bücher kaufen… Aber sowas steht in kaum einer öffentlichen „Land“-Bibliothek, und das Besorgen über Fernleihe dort ist zwar noch relativ kostengünstig, aber so langwierig und für manche Bücher schlicht unmöglich. Interessante Aspekte. Ich muss allerdings gestehen, dass ich feuchte Reviere über Jahre kenne, in denen das Springkraut komplett die Herrschaft übernommen und die heimische Flora vertrieben hat. Das erste Mal sah ich das Indische Springkraut vor ungefähr 20 Jahren im Aartal. Da kannte ich es noch gar nicht und war erfreut über das Hummeln anlockende farbenfrohe Kraut in riesigen Flächen an den Ufern. Mein gastgebender alter Weinbauer klärte mich auf und erzählte aus Kinderzeiten, von Sumpfporst und Wollgras auf anmoorigen Uferbereichen, alles weg. Wandel ist der Lauf der Natur, nur hat die Nachhilfe des Menschen zu solchem Wandel durch sein (globales) Handeln und Wandeln inzwischen Dimensionen erreicht, die ich mit Bauchgrummeln sehe. Vielleicht ist Aufessen tatsächlich eine Chance die Ausbreitung zu verlangsamen 😉 Insofern freue ich mich auf deine Rezepte! Liebe Grüße, heute regennasse, es wurde auch mal wieder Zeit… Ghislana

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    • Mach doch mal Sirup oder Gelee aus den Blüten. Ganz einfach, reichlich frische Blüten in Wasser oder besser halb Wasser, halb Saft (Birne, Traube) einlegen, aufkochen. Fertig ist Sirup – fürs Gelee dann mit Gelierzucker weiter verarbeiten.

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  2. Letztes Jahr haben wir uns sehr über das überraschend gewachsene drüsige Springkraut im Garten gefreut, ohne zu wissen, was es ist. Dann haben wir uns von einer TV Sendung erschrecken lassen und alle rausgerupft. Inzwischen habe ich viel gelesen und wir hegen und pflegen die eine Pflanze, die dieses Jahr wiedergekommen ist in der Hoffnung nächstes Jahr wieder viele zu haben. Dann freuen sich auch unsere Wildbienchen und Hummeln.
    Momentan lese ich WD Storl „Wandernde Pflanzen“. Das kann ich nur empfehlen. Das o.g. ist dann unwichtig. Ich hatte es zeitgleich in der Bücherei bestellt, aber der Storl ist viel besser. Wahrscheinlich kauf ihn auch noch.
    Bin schon sehr gespannt, wann sie blüht. Die meisten Samen werde ich für Nachwuchs verwahren, aber einige Blüten und Samen natürlich auch probieren.
    Drüsig-springende Grüße von Wanda

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    • Fein, aber sieh zu, dass das Springkraut nicht über Deinen Gartenzaun springt und entwischt – könnte Ärger mit den Nachbarn geben. Hegen und pflegen muss man es nun wahrlich nicht, die Umgebung ist voll davon, man darf gerne Blüten und Samen sammeln. Für Nachwuchs muss man keinerlei Samen aufbewahren. Besser einfach nutzen, aufessen.
      Und ich bin nicht der Meinung, dass das Buch von Wolf-Dieter Storl – so gut es auch ist – das vorgestellte Werk unwichtig macht! Keineswegs.

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