Anti-Aging-Wunder

GojibeerenDu lieber Himmel, was lässt sich nicht alles verkaufen. Voll im Trend sind Kräuter, Gemüse und Früchte, die über sagenhafte Heilkräfte verfügen sollen. Die einen unsterblich machen, für immerwährende Jugend sorgen. Diese Pflanzen werden unter klangvollen (für europäische Zungen auch nicht leicht auszusprechenden) Namen angepriesen. Dazu erzählt man unglaubliche Geschichten von den wundersamen Wirkungen. Nachprüfbar ist das kaum. Möchte man sich schlau machen, stößt man allenthalben nur auf Berichte, die überschwänglich von den positiven Seiten schwärmen, oder aber auf Darstellungen, bei denen man auch nach einigen Zeilen misstrauisch wird. So ist das beispielsweise mit der Goji-Beere.

„Beeren des Glücks“ nennt man sie, Anti-Aging-Beeren, Früchte des Wohlbefindens. Man schüttelt nur den Kopf, wenn man liest, was diese kleinen roten Dinger alles bewirken sollen. Nicht nur Alterung soll aufgehalten werden, hohen Blutdruck sollen sie senken, den Sehnerv vor Zerstörung bewahren, ja gar Alzheimer bekämpfen und Krebs heilen. All das darf sich der geneigte Kunde teuer erkaufen – denn die Goji-Beeren sind nicht gerade billig.

Neugierig wie ich bin, habe ich mir ein Tütchen besorgt und probiert. Naja. Ich finde den Geschmack der getrockneten beeren (Konsistenz ähnlich wie Rosinen) nicht gerade überwältigend. Fade-süßlich, mit bitterem Abgang. Da sind mit echte Rosinen lieber. Und ob’s hilft, wenn man die roten Dinger regelmäßig kaut? Wenn man fest genug dran glaubt…

Aber nicht genug damit. Goji-Beeren, auch als Chinesische Wolfsbeeren gehandelt, lassen sich auch im Garten ziehen – völlig problemlos. Pflanzware bekommt man derzeit in jedem besseren Gartencenter. Für – wie auch sonst – teures Geld. Geflissentlich vermeiden es die Anbieter, den botanischen Namen darauf zu vermerken. Denn nur allzu oft bekommt man gar nicht die echten Goji-Beeren, sondern einfach Bocksdorn. Unterschied? Ist gar nicht so einfach herauszufinden.

Goji-Beeren stammen von Lycium chinense – einer ostasiatischen Art, oder auch vom Gewöhnlichen Bocksdorn (Lycium barbarum), so recht weiß das niemand zu sagen. Letzterer aber gilt in weiten Teilen Europas inzwischen als invasiver Neophyt. Er vermehrt sich durch Ausläufer und wird innerhalb weniger Jahre zu undurchdringlichem Gestrüpp. Und was bitte wird jetzt angeboten und verkauft? Ich jedenfalls kaufe mir weder Beeren noch Pflanzgut, denn ich will keinen Teufelszwirn (so heißt der Schlingstrauch nämlich auch – warum, kann sich jeder vorstellen) in meinem Garten. Und die besten Anti-Aging-Beeren (oder -früchte, -gemüse, -kräuter) gibt es doch quasi vor der Haustür, kostengünstig oder gar gratis. Himbeeren, Löwenzahn und Brennnessel sind mir allemal lieber.

6 Gedanken zu „Anti-Aging-Wunder“

  1. Hauptsache asiatisch! Ich habe einen Kräutertee entdeckt „Jiaogulan“ -das Kraut der Unsterblichkeit! Wirkung: Antioxidans-blutdruckausgleichend-stoffwechselfördernd-zur Vorbeugung gegen Schlaganfall u. Herzinfarkt- zu Cholesterin-Blutzucker-u.Blutfett-Senkung usw.,alles in einer Pflanze, aber nur wirksam, wenn das ursprüngliche Kraut aus Thailand verwendet wird, bei Züchtungen in unseren Breitengraden gehen Wirkstoffe verloren… Was stimmt jetzt da??
    All diese Wirkstoffe finden wir auch in heimischen Pflanzen. Doch l e i d er spricht man da von UNKRAUT! Für den Tee der Unsterblichkeit zahlt man pro 100 g mehr als das Doppelte wie für Heilkräuter/Heiltees aus Deutschland! Für den Anbieter hat sichs allemal schon rentiert! Oder ist es tatsächlich ein Wundertee und ich habe nur Vorurteile?

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    • Jaja, wie war das mit eierlegender Wollmilchsau? Jiaogulan habe ich bei mir im Wintergarten, wächst sehr hübsch, aber ich kann leider (noch?) nicht berichten, ob all die wundersamen Wirkungen tatsächlich zutreffen. Vor allem gibt es ja auch keinen Vergleich, der das dann objektiv belegen könnte – denn was passiert, wenn ich es nicht nehme?
      Wer aber feste, feste daran glaubt, dem wird bestimmt geholfen!
      Kräuterhilfreiche Grüße
      Karin

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  2. Vielleicht sollten wir mal versuchen unser „Unkraut“ in Asien für teures Geld zu vermarkten…- ob die Leute dort wohl auch so vorbehaltlos auf so was eingehen??? Ich meine ja: allein wenn die Leute was „Gscheits“ essen täten, bräuchts viele sogenannte Wundermittel oder -pillen nicht…

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  3. Also ich befasse mich schon seit meiner Kindheit mit Heilpflanzen und habe so auch ein offenes Ohr für Kräuter aus dem Ausland. Was mir an euch gefällt ist, daß ihr nicht wie viele andere, alles Gesunde kauft, sondern auch prüft. Wenn ich aber in meinen Kräuterbüchern lese, daß auf jeden in Deutschland über Hundertjährigen 16 im Tibet/China kommen, macht mich das nachdenklich, zumal meine Bücher keinen Vorteil haben, wenn ich mich an Kräutern aus dem Ausland versuche. Da wird ein hohes Lied auf unseren Löwenzahn gesungen -und das ist auch richtig so- aber auch auf andere Pflanzen, die bei uns erst eingebürgert werden müssen – wie einst die Kartoffel, Mais,… Für mich ist es nicht so entscheidend, was nun die letzte Wahrheit darüber ist. Ich will mich darüber freuen, daß es so sein könnte, wie es angepriesen wird, weil ich mit dem Verstand esse. Und ein neues Geschmackserlebnis ist es auch – mir schmecken übrigens die Goji-Beeren.

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    • Jedem das Seine – mir schmecken Löwenzahn, Brennnessel und Co. besser.
      Vielleicht werden die Leute in Asien auch deshalb viel älter, weil sie bescheidener, zufriedener und schlichter, eben anders leben als wir in Deutschland? Vielleicht liegt es gar nicht an der Nahrung oder gar an besonderen Pflanzen?
      Auf ein langes, erfülltes Leben!

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