Alles Spinat

Spinat kennen alle, aber mag ihn auch jeder? Ich nicht so, und wenn, dann höchstens junge Blätter als Salat. Schmecken gut mit Orangenfilets (Vitamin C verbessert die Aufnahme von Eisen) und Senfsahne-Dressing. Mir persönlich sind eine ganze Menge anderer Pflanzen lieber, die sich wie Spinat verwenden lassen.
„Echter“ Spinat
Spinat (Spinacea oleracea) stammt aus Zentralasien und kommt erst im 16. Jh. in Mitteleuropa auf. Bald verdrängt er viele heimische Wildgemüse und alte Kultursorten. Als man 1913 in ihm den grünen Blattfarbstoff Chlorophyll entdeckt, der wegen seiner Ähnlichkeit zum roten Blutfarbstoff als „Quell der Gesundheit“ gefeiert wurde, verhilft dies dem Spinat zu noch mehr Popularität – gefördert weiter durch die Falschmeldung, dass Spinat besonders eisenhaltig ist. Gut geführte „Werbekampagnen“ wie die Comic-Serie Popeye, der seine Kraft allein dem Spinat verdankt, tun ein Übriges. Spinat enthält viele Vitamine und Mineralstoffe, aber auch Oxalsäure (diese bindet Calcium, kann Nieren und Galle schädigen, behindert Eisenaufnahme) und reichert überdurchschnittlich viel Nitrat an, besonders bei Treibhaus-Kultur und Überdüngung. Nitrat hemmt die Bildung von Vitamin A im Körper und kann (von Bakterien) in gesundheitsschädliches Nitrit umgewandelt werden, vor allem wenn Spinat länger im Warmen gelagert oder nach dem Kochen nicht gut gekühlt und dann wieder aufgewärmt wird.

Alternativen zum Spinat
Viel gehaltvoller, gewöhnlich frei von unerwünschten Nebenwirkungen wie beim Spinat und mit oft viel intensiverem Geschmack präsentieren sich andere Kräuter und Gemüse.

Guter Heinrich

Heimische Wildkräuter – vom Spinat verdrängt
Wachsen sozusagen von alleine, viele haben sich bereits von selbst im Garten angesiedelt.
Guter Heinrich (Chenopodium bonus-henricus) – auch Wilder Spinat, Hirtenspinat, Gänsefuß, Mehlkraut, Heinerle genannt
• Weißer Gänsefuß (Chenopodium album) – Kulturbegleiter seit der Steinzeit
• Brennnessel, Giersch, Knoblauchsrauke, Wiesenknöterich

Erdbeerspinat

Vergessene Nutzpflanzen – vom Spinat verdrängt
Kinderleicht zu kultivieren, einfach aussäen und mehrfach ernten. Funktioniert auch in Kübeln und Kästen. Zugleich sehr zierend!
• Fuchsschwanz (Amaranthus blitum) – auch Meyer, Blitum, Roter Heinrich, Hahnenfuß, genannt, heimisch, bereits in der Römerzeit beschrieben
• Gartenmelde (Atriplex hortensis) – auch Spanischer Spinat, Spanischer Salat genannt, Kulturpflanze, von den Römern eingeführt
• Erdbeerspinat (Chenopodium capitatum, C. foliosum) – aus Südeuropa und Kleinasien, vor Jahrtausenden erwähnt und bis zum 1. Weltkrieg in Bauerngärten gebräuchlich, erdbeerartige Früchte
• Gemüse-Amaranth (Amaranthus tricolor) – auch Rote Melde genannt, aus Amerika, eine der ältesten Nutzpflanzen der Menschheit, vorwiegend Früchte als „Getreide“ genutzt
• Portulak (Portulaca oleracea) – auch Burzelkraut, Fette Henne genannt, aus Mittelmeerraum, seit Römerzeit kultiviert

Malabar-Spinat

Liebhaber- und Exotengemüse – vom Spinat verdrängt
• Neuseeländer Spinat (Tetragonia tetragonioides) – auch Sommerspinat, Vierhorn genannt, aus Neuseeland, vom James Cook nach England gebracht
• Malabar-Spinat (Basella alba) – auch Indischer Spinat genannt, Schlingpflanze aus den Tropen, rotblättrige Art heißt Ceylon-Spinat
• Baumspinat (Fagopyron cymosum) – auch Wilder Buchweizen genannt, aus Asien, einmal pflanzen – immer ernten!
• Senfspinat (Brassica  rapa ssp. rapa) – besondere Form des Chinakohls
Kuba-Spinat (Claytonia perfoliata, Montia perfoliata) – auch Tellerkraut, Winterportulak oder Postelein genannt, stammt aus Nordamerika und diente den Goldwäschern als wertvolles Gemüse

Vorteile der Spinat-Ersatzpflanzen
Sie sind leicht zu kultivieren: Einfach säen, sie wachsen von allein. Dann kann man vielfach ernten, die meisten wachsen durchs Jahr immer wieder nach. Die Kultur gelingt an nahezu jeder Stelle, auch zwischen Zierpflanzen sowie in Kästen und Kübeln. Viele sind sehr attraktiv mit zierenden Blättern (farbig) und schönen Blütenrispen. Und alle ergeben sehr gehaltvolle Gemüse, mit denen die Nahrung vielfältiger wird. Sie sind eine echte Bereicherung des Speisezettels mit neuen Geschmacksrichtungen.

Wer probiert das alles aus? Wer kennt weitere Spinat-Ersatz-Pflanzen?

Hier gibt es Rezept mit Spinat/Spinatersatz: Strudel Tirolese.

7 Gedanken zu „Alles Spinat“

    • Grüne Torte:
      Torten- oder Quicheform mit Blätterteig auslegen.
      Zwiebeln und Knoblauch andünsten, reichlich Spinat (oder Spinatersatz) dazu, kräftig mit Pfeffer, Salz und Muskat würzen.
      Schmand (oder saure Sahne, Ricotta, Quark) mit Eigelb und eventuell etwas Milch verrühren, geriebenen Parmesan dazu. Spinatgemüse unterziehen. Alles auf den Blätterteig gießen.
      Nach Belieben noch Tomaten (im Winter aus der Dose oder getrocknet) dazu, mit Semmelbröseln, Toastbrotwürfelchen und/oder Sonnenblumen- oder Pinienkernen bestreuen und im Ofen goldbraun backen.
      Guten Appetit!

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  1. Kennst Du das Tajerblatt (Xanthosoma sagittifolium)? Auch sehr lecker. Kann man als Topfpflanze halten oder im Gewächshaus. Ist mein Lieblingsspinat.

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  2. Hallo, ich bin auf der Suche nach dem Namen des roten Gewächses mit den dreieckigen Blätter ganz am Ende des Blogeintrages „Alles Spinat“.
    Würde mich über Hinweise sehr freuen. Danke!

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